DFB-Pokal: Darmstadt 98 beim FC Ingolstadt

31. Juli 2022 · Top-News · von: Sv98.de

Was macht den Reiz am DFB-Pokal aus? Wie nervös ist er vor einem Elfmeterschießen? Oder wie schätzt er den kommenden Pokalgegner ein? Wenn einer im Kader des SV Darmstadt 98 über den Pokalwettbewerb Bescheid weiß, dann ist es der Kapitän. Fabian Holland stand bislang insgesamt 1.290 Minuten im DFB-Pokal auf dem Rasen. In der Darmstädter Mannschaft weist er damit die größte Erfahrung im Wettbewerb auf. Kein Wunder also, dass wir uns anlässlich des Duells der Lilien gegen den FC Ingolstadt (1.8./18 Uhr) den Linksverteidiger für ein Pokal-Interview geschnappt haben.

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sv98.de: Fabi, Hand aufs Herz. Hast Du als gebürtiger Berliner und ehemaliger Herthaner schon einmal davon geträumt, im DFB-Pokalfinale im Olympiastadion aufzulaufen?
Fabian Holland:
"Für jeden Spieler wäre es etwas Besonderes, einmal im Endspiel zu stehen. Für mich persönlich wäre es natürlich nochmal etwas spezieller. Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich noch nie wirklich so nah dran war (lacht). Und überhaupt ist vor der ersten Runde noch viel zu früh, darüber zu sprechen."

Was macht für Dich den Reiz am DFB-Pokal aus?
Holland:
"Wir sagen es in der 2. Liga immer wieder, aber im Pokal ist es einfach nochmal krasser: Jeder kann jeden schlagen. Und man sieht Jahr für Jahr, welche Überraschungen im DFB-Pokal zustande kommen. Aber das macht doch den Pokal aus und ist das tolle für die Fans. Du fährst halt nicht mal so nebenbei zum Ober-, Regional- oder Drittligisten und haust die eben mal schnell weg. Jede Mannschaft weiß das und genau das ist es, was den Reiz ausmacht."

Dass Du für den Pokal brennst, sieht man allein an Deiner Statistik: Du kannst die meisten Pokalminuten in unserem Kader aufweisen und hast seit 2016 überhaupt keine Pokalminute mehr verpasst. Ist das also ein Wettbewerb, auf den Du Dich besonders freust?
Holland:
"Auf jeden Fall. Jedes Spiel ist ein K.o.-Spiel. Und du weißt ganz genau: Es gibt kein Unentschieden, es kann über 120 Minuten bis hin ins Elfmeterschießen gehen. Daher sind die Pokalspiele immer Duelle, auf die ich mich freue, weil es stets etwas Besonderes ist, im Pokal aufzulaufen."

Wenn man sich Deine Lilien-Vita so anschaut, taucht als allererstes ein Pokalspiel auf. Stichwort Wolfsburg 2014/15…
Holland:
"Mein erstes Pflichtspiel für Darmstadt. Da sind wir im Elfmeterschießen rausgeflogen, oder?"

Leider ja… Welche Erinnerungen hast Du an dieses Pokalduell?
Holland:
"Ich war damals noch nicht lange im Verein und stand dann zum ersten Mal in der Startelf. Gerade in diesem Spiel hat man wieder gesehen, wie schwer es für Bundesligisten ist, wenn sie gegen unterklassige Mannschaften ranmüssen. Das hat Wolfsburg damals auch zu spüren bekommen – vor allem hier im Heimspiel am Böllenfalltor. Das war richtig schwierig für die Truppe, bei der damals eine Menge Qualität auf dem Platz stand, wenn ich allein an Kevin De Bruyne denke. Das war schon Wahnsinn. Aber wir haben uns auch sehr gut angestellt. Trotzdem war es natürlich traurig, dass es letztlich nicht mit einem Weiterkommen geklappt hat."

Wolfsburg war daher sicherlich ein besonderer Moment. Welche Pokalmomente sind Dir außerdem noch in Erinnerung geblieben?
Holland:
"Da fallen mir spontan erstmal nur negative Momente ein. Mit Hertha sind wir ein-, zweimal direkt in der ersten Runde schon ausgeschieden. Genauso auch das ein oder andere Mal mit Darmstadt. Spiele wie gegen Wolfsburg oder auch vor zwei Jahren gegen Kiel oder letzte Saison bei 1860 München bleiben natürlich in Erinnerung. Auch wenn es sehr bittere Momente und bittere Duelle waren, in denen wir erst nach Elfmeterschießen rausgeflogen sind."

In all diesen Elfmeterschießen bist Du selbst vom Punkt angetreten. Nimm uns mal mit in die Augenblicke vor so einem Schuss. Bist Du nervös, an was denkst Du?
Holland:
"Ich bin auf jeden Fall nervös, das hat sich über die Jahre nicht geändert. Wenn du den Ball in der Hand hast und zum Punkt läufst, weißt du ganz genau, was auf dem Spiel steht. Im Stadion blicken alle nur auf dich und diesen einen Moment. Es geht um sehr viel und du willst natürlich niemanden mit einem Fehlschuss enttäuschen. Doch selbst wenn noch zwei oder drei Schützen vor dir dran sind, ist es schon krass, was da im Körper abgeht. Das ist ein heftiger Moment, mit dem man erstmal klarkommen muss."
[SV Darmstadt 1898 e.V | Saison 2020/21]
Foto: Stefan Holtzem

Fragt der Trainer vorher, ob Du schießen willst? Oder ist das bei Dir als Mannschaftskapitän eh schon klar?
Holland:
"Das ist von Trainer zu Trainer unterschiedlich. Es gibt die einen, die in diesem Moment mitentscheiden wollen. Die anderen lassen dann eher die Spieler selbst entscheiden. Meistens läuft es aber so ab, dass es ein paar Jungs gibt, die ohnehin schießen wollen. Und ich habe es bislang immer so gesehen, dass ich als Kapitän in der Verantwortung stehe, einen Elfmeter auch zu schießen. Gerade wenn vielleicht der ein oder andere ein bisschen mehr Bammel hat, bin ich in der Verantwortung, mir den Ball zu nehmen."

Trainiert Ihr Elfmeterschießen in den Einheiten vor dem Pokalspiel?
Holland:
"Wie die Inhalte der Trainingswoche aussehen, entscheidet das Trainerteam. Natürlich kannst du dir nach dem Training ein paar Bälle nehmen, aus elf Metern schießen und die Abläufe reinkriegen. Aber da habe ich persönlich bislang keinen großen Wert draufgelegt. Denn ich bin der Meinung, dass du diese Situation eines Elfmeterschießens nicht simulieren kannst. Ob im Training oder dann im vollen Stadion nach 120 intensiven Minuten: Das sind komplett unterschiedliche Situationen."

Blicken wir gemeinsam auf die aktuelle Pokalsaison. Hast Du die Auslosung in diesem Jahr verfolgt?
Holland:
"Ja, ich saß auf der Couch vorm Fernseher und habe es geguckt."

Was wäre Dein Wunschlos gewesen: Ein Spiel in der Heimat oder vielleicht doch lieber zu einem Verein, gegen den man noch nie zuvor gespielt hat?
Holland:
"Das ist schwierig zu sagen. Für mich persönlich hätte ein Duell in Berlin oder in Brandenburg natürlich seinen Reiz gehabt. Dennoch ist unser Los mit Ingolstadt voll in Ordnung."

Der FCI ist wie schon in den letzten Jahren ein schwieriger Erstrundengegner. Wie schätzt Du das Duell am kommenden Montagabend ein?
Holland
: "Jeder weiß, dass wir von Beginn an Vollgas geben müssen. Keiner von uns wird sie unterschätzen. In Ingolstadt bekommen wir nichts geschenkt. Die haben sich gut verstärkt und eine Mannschaft zusammen, die auch in der 2. Bundesliga spielen könnte. Es wird also alles andere als ein Selbstläufer. Doch wir freuen uns drauf und werden alles dafür tun, um eine Runde weiterzukommen."