Doppel-Interview mit den Finaltrainern: „Für alle eine tolle Sache“

21. Mai 2022 · Top-News · von: mag

Im Endspiel des Bitburger-Hessenpokals stehen sich der TSV Steinbach Haiger und die Offenbacher Kickers gegenüber. Beide Teams sind in der Regionalliga Südwest aktiv und wollten gerne ein Wörtchen beim Aufstiegsthema mitreden. Das haben sie auch – aber am Ende reichte es nicht ganz. Nun wollen sie die Chance nutzen, um der Saison mit dem Gewinn des Bitburger-Hessenpokals ein Sahnehäubchen aufzusetzen. Der HESSEN-FUSSBALL hat beide Cheftrainer zum Bitburger-Hessenpokal-Finale befragt.

TSV-Cheftrainer Ersan Parlatan (li.) Fotos: jeweilige Vereine

Sie haben beide eine starke Saison gespielt, sind aber nun im Aufstiegsrennen ins Hintertreffen geraten. Wie bewerten Sie die abgelaufene Saison Ihrer Mannschaft?
Ristic
: „Ja, wie Sie schon sagen bin auch ich der Meinung, dass wir eine sehr gute Saison gespielt haben. Rein sportlich gesehen, haben wir mit Sicherheit ein paar Fehler zu viel gemacht. Vor allem zuhause vor eigenen Zuschauern gegen Gegner, bei denen wir uns eigentlich mehr erhofft haben. Aber unter diesen ganzen Umständen, die die Mannschaft wegstecken musste, hat die Mannschaft das gut gemacht. Wir waren sehr lange im Aufstiegsrennen dabei.“
Parlatan: „Seitdem ich im Januar hier bin, haben wir eine gute Rückrunde gespielt. Wir waren lange im Aufstiegsrennen mit dabei, womit zu Beginn der Rückrunde nicht viele gerechnet haben. Ich würde die Saison als erfolgreiche Saison bewerten.“

Wo hat Ihr Club in der nächsten Spielzeit noch Steigerungspotential?
Ristic
: „Grundsätzlich kann man sagen nach dieser Saison, dass wir überall eine Schippe drauflegen können. Wenn wir unsere Abwehr betrachten, machen wir das schon im zweiten Jahr in Folge sehr gut und sehr ordentlich. Ich denke aber, dass wir im Spiel nach vorne noch ein paar torgefährliche Spieler brauchen, um das Ganze noch klarer zu gestalten.“
Parlatan: „Steigerungspotential ist in allen Bereichen möglich, da lässt sich jetzt kein Bereich speziell hervorheben. Sowohl die Mannschaft, als auch der Verein und auch das Trainerteam haben den Anspruch, sich weiter zu verbessern.“

Sie haben durch Begegnungen im Zuge des Ligabetriebs Ihren Gegner bereits ausführlich analysiert. Bitte beschreiben Sie die Stärken Ihres Finalgegners in maximal drei Sätzen.
Ristic:
„Es ist ein Gegner, der eine ähnliche Struktur hat, wie wir. Sie verteidigen sehr kompakt und haben sehr gute individuelle Spieler, die eine hohe Torgefahr haben. Sie sind in der Lage aus wenigen Situationen Tore zu machen. Für mich sind sie eine der Top-Mannschaften in der Regionalliga.“
Parlatan: „Offenbach ist eine sehr robuste und physisch starke Mannschaft, die eine wuchtige Spielweise hat. Ihr Spiel zeichnet sich durch viele Flanken und Strafraumszenen aus.“

Sie haben erst kürzlich in der Regionalliga Südwest gegeneinander gespielt. Erzeugt das als unterlegene Mannschaft eine Zusatzmotivation, es dem Gegner dieses Mal zu zeigen?
Ristic:
„Klar haben wir schon zweimal gegen Steinbach gespielt und zwei sehr unterschiedliche Ergebnisse erzielt. Einmal 4:0 gewonnen und einmal 0:3 verloren. Ein Pokalspiel ist aber etwas ganz Anderes, die kann man nicht mit Punktspielen vergleichen. Im Pokalspiel geht es immer darum, das Spiel zu gewinnen.“
Macht das die Aufgabe als Gewinnerteam schwieriger oder leichter?
Parlatan:
„Weder noch. Das Spiel startet bei 0:0 und muss gespielt werden. Natürlich wird Offenbach das Spiel mit einer gewissen Wiedergutmachung betrachten, aber auch wir werden das Ganze nicht so angehen, dass wir sagen: ‚Wir haben 3:0 in der Liga gewonnen, das wird ein Selbstläufer.‘ Es ist ein Finale über vielleicht 120 Minuten plus Elfmeterschießen, bei dem wir auf dem Platz funktionieren müssen.“

Wie würden Sie rückblickend ihren Weg ins Bitburger-Hessenpokalfinale beschrieben?
Ristic
: „Der Weg ins Pokalfinale war mit Sicherheit nicht einfach. Wie bereits angesprochen, vor allem unter unseren Umständen. Das Viertelfinale und Halbfinale waren sehr stressig, da wir viele Spiele und wenig Pausen in dieser Zeit hatten. Dazu kamen aufgrund der Coronageschichte zehn Tage ohne Training. Dazu kamen sehr viele Verletzte und überwiegend Spiele auf dem Kunstrasen, was es uns nicht unbedingt einfacher gemacht hat. Aber wir haben das so angenommen mit der Prämisse, die Spiele immer gewinnen zu wollen und wollten unbedingt ins Finale. Dort sind wir jetzt und wollen es gewinnen.“
Parlatan: „Unter meiner Regie hatten wir drei Spiele im Pokal allesamt gegen Hessenligisten. Das waren keine einfachen Aufgaben, weil wir unter gewissen Voraussetzungen und Bedingungen agieren musste. Alles in allem hat die Mannschaft das sehr gut gemeistert und ist verdient ins Pokalfinale eingezogen.“

Welchen Stellenwert hat der Gewinn des Bitburger-Hessenpokals für Sie, Ihre Mannschaft und Ihren Verein?
Ristic:
„Zum Stellenwert: rein sportlich gesehen ist es klar, wenn du im Finale stehst, dann willst du es gewinnen. Dazu trainieren und spielen wir. Wir wollen auf jeden Fall versuchen, diese Saison mit dem Pokalgewinn zu krönen und finanziell ist es für den Verein eine wichtige Geldquelle. Der Wettbewerb hört nicht in der ersten Runde auf, sondern man kann sich für weitere Runden qualifizieren und das ist eine riesige Chance für uns, dem Verein etwas zurück zu geben. In Offenbach hat der DFB-Pokal eine große Tradition – Pokalspiele zu feiern und sie zu zelebrieren und auch ein hartnäckiger Gegner zu sein, egal welche Mannschaft nach Offenbach zu uns kommt. Es ist also auch unser klares Ziel, unseren Fans etwas zurückgeben zu wollen und hoffentlich gemeinsam in die erste Runde einzuziehen und dann von Runde zu Runde große Gegner zu ärgern.“
Parlatan: „Für mich persönlich hätte der Titel eine sehr große Bedeutung, da es der erste Landespokalsieg für mich als Trainer wäre. Für die Mannschaft würde es mich riesig freuen, da sie ihre gute Rückrunde mit einem Titel belohnen würde. Für den Verein ist der Einzug in den DFB-Pokal natürlich zum einen eine gute Einnahmequelle und zum anderen könnte man mit ein bisschen Losglück einen Festtag am Haarwasen haben.“

Haben Sie für Ihre Spieler - deren Saison nun durch das Finale um eine Woche verlängert wurde – eine zusätzliche Belohnung ausgelobt?
Ristic
: „Irgendeine Auslobung haben wir bis jetzt nicht gemacht. Ich denke aber, dass wir uns mit dem Spielerrat und dem Verein zusammensetzen werden. Das ist so üblich, dass wenn es etwas zu Feiern gibt, die Spieler irgendwie belohnt werden.  Wenn wir uns qualifizieren sollten, ist die Vorbereitungszeit kürzer, da die Pokalspiele schon vor Rundenstart beginnen. Die Jungs wollen das unbedingt, denn es sind Wahnsinns-Erlebnisse, im Pokal zu spielen und darauf fiebern wir alle hin und werden uns auf das Finalspiel vorbereiten.“
Parlatan: „Bisher haben wir darüber noch nicht gesprochen.“

Die ewige Diskussion um die mögliche Vorbereitung auf ein Elfmeterschießen. Wie sehen Sie das? Kann man das Elfmeterschießen üben bzw. simulieren?
Ristic
: „Üben kann man das, aber simulieren mit Sicherheit nicht. Das ist mit Sicherheit eine mentale Geschichte. Es gibt Spieler, die damit klar kommen und auch in Punktspielen die Elfmeter verwerten, aber wir werden das auf jeden Fall nicht trainieren. Die Jungs, die das auch in der Vergangenheit in Ligaspielen gemacht haben, werden den ein- oder anderen Elfmeter nach dem Training schießen – aber das machen Sie auch so, um sich ihre Sicherheit zu holen. Aber speziell für dieses Spiel werden wir das nicht tun.“
Parlatan: „Elfmeterschießen kann man üben, indem man es trainiert, aber man kann es nicht simulieren, weil die Drucksituation eine ganz andere ist. Wir werden Elfmeterschießen nicht trainieren, da meine Spieler alle sehr gut ausgebildet sind und wir im Training viele Torabschlüsse haben, mit denen sich meine Spieler die nötige Sicherheit holen.“

Ist der Rahmen des Finaltages der Amateure live in der ARD vor Millionen Zuschauern für Sie, für Ihre Spieler, für den Verein etwas Besonderes?
Ristic
: „Natürlich ist es etwas Besonderes, ein Pokalspiel sowieso. Aber die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ist schon etwas Besonderes. Ich denke, das ist für alle eine tolle Sache!“
Parlatan: „Mit Sicherheit ist der Finaltag etwas Besonderes, da – wie Sie bereits beschrieben haben -  viele Menschen vor dem Fernseher sitzen und man als Verein, Spieler oder Trainer mit einer positiven Spielweise und einem positiven Ergebnis auf sich aufmerksam machen kann.“


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