Emilia-Romagna gewinnt Mini-EM der hessischen Partnerregionen

24. Juni 2024 · Top-News · von: Michael Schäfer

Der Hessische Fußball-Verband richtete vom 14. – 21. Juni 2024 gemeinsam mit dem Hessischen Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege im Rahmen der Europameisterschaft in Deutschland ein internationales U17-Junioren-Turnier aus, an dem die Auswahlmannschaften der Emilia-Romagna (Italien), Novelle Aquitaine (Frankreich), Wielkopolska (Polen) und Hessen (Deutschland) teilnahmen. Am Ende sicherte sich die Emilia-Romagna die Sieger-Trophäe. Neben dem sportlichen Wettkampf standen auch das gegenseitige Kennenlernen sowie weitere interessante Punkte auf dem Programm.

Die Spieler der Emilia-Romagna feiern ihren Turniersieg. Alle Fotos: Michael Schäfer

Die Idee für diese Veranstaltung entstand bereits vor gut eineinhalb Jahren, als die Vorbereitungen für die EM im eigenen Land greifbar und vielfältige Aktivitäten entwickelt wurden. In Zusammenarbeit mit Dirk Dirbach, Leiter des Referates für Grundsatzfragen des Sports, Sportentwicklung, Ehrenamt und Vereinsförderung sowie mit Meike Schmidt, Referatsleiterin für Internationale Angelegenheiten im Hessischen Ministerium, konnten schon bald danach einige der hessischen Partnerregionen für das Vorhaben gewonnen werden. Die gesamte Koordination, Organisation und Abwicklung lag in den Händen von HFV-Abteilungsleiter Michael Schäfer. Das Land Hessen machte mit der Übernahme eines Großteils der Kosten für Unterbringung, Verpflegung und Rahmenprogramm die finale Realisierung erst möglich. Den Bewilligungsbescheid überreichte Ministerin Diana Stolz am Hessen-tag 2024 in Fritzlar an den stellvertretenden Verbandsjugendwart des Hessischen Fußball-Verbandes, Joachim Schmolt. Die Mini-EM konnte beginnen.

Alle Wege führen nach Grünberg, war am Freitag, 14. Juni 2024 das Motto der Teilnehmer. Die kürzeste Anreise hatten die Spieler und Delegationsmitglieder der U17-Hessenauswahl. Die Mannschaft aus Polen reiste aus den Nähe von Posen mit einem Bus an. Die Gruppe der Emilia-Romagna kam mit dem Flugzeug aus Mailand nach Frankfurt. Dort wurde sie vom HFV-Organisationsteam abgeholt und mit einem Bus nach Mittelhessen gebracht. Die Novelle Aquitaine, mit der bereits seit Jahrzehnten eine intensive Kooperation gepflegt wird, wählte einen Anreisemix zunächst mit dem Zug von Bordeaux nach Straßburg und vor dort mit drei Minibussen nach Grünberg. Eine Woche lang sollte das Ausbildungszentrum des Hessischen Fußball-Verbandes für rund 100 Erwachsene und junge Menschen mit sehr unterschiedlichen Mentalitäten, Sprachen und Erwartungen die vorübergehende Heimat sein. Die organisatorischen Herausforderungen waren hoch. Dafür hatte Michael Schäfer mit Nils Steitz (Mitglied im Verbandsjugendausschuss) zusätzlich die Delegationsbetreuer und Dolmetscher Tobias Jestädt, Sven Wrzos und Maxi Prestigiacoma zur Unterstützung engagiert. Alle ließen sich dafür extra eine Woche von ihren Arbeits-, Schul- und Studienplätzen befreien oder nahmen Urlaub. Das Organisationsteam harmonierte prächtig und stand allen Teilnehmern für große und kleinen Wünsche zur Seite.

Der Alltag in Grünberg gestaltete sich wie in den EM-Hauptquartieren der „Großen“ aus Trainingseinheiten, Turnierspielen, gemeinsamen Mahlzeiten und weiteren spannenden Unternehmungen. Um das gegenseitige  Kennenlernen der Gruppen zu beschleunigen, wurde zunächst am Samstagabend ein spaßorientierter Fußballparcours aus verschiedenen Stationen mit Headis, Teqball, Tischtennis, Tischkicker und Fußball-Tennis in den Hallen der Sportschule aufgebaut. Zu jedem Team gehörten jeweils vier Spieler aus jeder der einzelnen Nationen, die zuvor ausgelost worden waren. Schnell wurden Kontakte geknüpft und mögliche Sprachbarrieren problemlos überwunden. Fußball ist eben multi-lingual.

Höhepunkte der Woche waren natürlich die Turnierspiele. Im Modus jeder gegen jeden standen am Sonntag, Dienstag und Donnerstag die jeweiligen Begegnungen an. Das Niveau der Wettkämpfe war hoch, die Spiele sehr ausgeglichen und intensiv. Dabei zeigten sich die besonderen Spielphilosophien der einzelnen Nationen. Die jungen Fußballer zogen durchaus alle erlaubten und teilweise auch unerlaubten Register auf dem super gepflegten Rasenplatz im neuen Stadion der Sport-schule. Die Schiedsrichtergespanne hatten teilweise alle Hände voll zu tun, um die Gemüter im Griff zu behalten. Es herrschte internationale Atmosphäre in allen Facetten und war für die Spieler ein idealer Lernprozess in ihrer fußballerischen Ausbildung.

1. Spieltag am Sonntag, 16.06.2024
Hessen – Emilia Romagna         1:3
Novelle Aquitaine – Wielkopolska    2:5

2. Spieltag am Dienstag, 18.06.2024
Novelle Aquitaine – Emilia Romagna    0:0
Hessen – Wielkopolska            4:3

3. Spieltag am Donnerstag, 20.06.2024
Novelle Aquitaine – Hessen        3:4
Emilia Romagna – Wielkopolska        3:0

Tabelle:
1.    Emilia-Romagna    7 Punkte
2.    Hessen        6 Punkte
3.    Wielkopolska    3 Punkte
4.    Novelle Aquitaine    1 Punkt

Bei der Siegerehrung bedankte sich Jens-Uwe Münker, Abteilungsleiter des Hessischen Ministeriums für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege bei den Partnerregionen für die Teilnahme und beim Hessischen Fußball-Verband für die sehr gute Organisation. Er lobte die Spieler für attraktive Spiele und strich heraus, dass diese Veranstaltung nicht nur in sportlicher Hinsicht, sondern insbesondere für die jungen Menschen im Bezug auf den europäischen Gedanken und den kontinentalen Zusammenhalt, ein wichtiger Baustein war. Gemeinsam mit Abteilungsleiter Dirk Dirbach überreichte er allen Talenten und Delegationsmitgliedern ein Erinnerungsgeschenk sowie den platzierten Mannschaften jeweils einen Pokal.

Ein weiteres Highlight des internationalen Turniers war der Besuch der EM-Begegnung zwischen Dänemark und England, die am Donnerstag um 18.00 Uhr in der Frankfurter Arena stattfand. Alle Teilnehmer machten sich mit zwei Reisebussen nachmittags auf den Weg in die Mainmetropole. Bereits bei der Ankunft in der Otto-Fleck-Schneise war die Stimmung prächtig, die die friedlichen Fans beider Lager verbreiteten. Zuvor waren alle Delegationen noch zum Meet & Greet von Ministerin Diana Stolz in den Räumlichkeiten des Deutschen Olympischen Sportbundes gemeinsam mit den Gewinnern der Aktion „Family-App“ eingeladen, bei der sich Familien bewerben und Eintrittskarten gewinnen konnten. Bei Bratwürstchen und kalten Getränken begrüßte die Ministerin die Gruppen persönlich und wünschte allen ein spannendes Spiel. Dann war es endlich soweit. Die Spieler mit Ihren Trainern, Betreuern und Delegationsmitgliedern betraten die Arena und zeigten sich vom Anblick und der Stimmung überwältig. Die Mobiltelefone wurden gezückt und zahlreiche Videos gedreht sowie Fotos geschossen. Überall konnte man in strahlende und staunende Gesichter blicken. Die Begeisterung war groß, ein Teil der Europameisterschaft zu sein. Die Tickets für die Begegnung hatte die Stadt Frankfurt als host city im Rahmen der Aktion „10.000-Smiles“ für das internationale Turnier zur Verfügung gestellt.

Im weiteren Rahmenprogramm machten die Teenager eine weitere besondere Erfahrung in dem Workshop zum Thema „Blindenfußball“, der von der HFV-Sozialstiftung unter der Leitung von Thorsten Picha und Kai Merkel angeboten wurde. Die anfängliche Skepsis wich schnell, als die ersten Aktionen mit den blick-dichten Brillen erfolgreich bestanden wurden. Die Trainer der Teams erkannten den Mehrwert für ihre Schützlinge, wurden doch hierbei auch die im üblichen Fußball wichtigen Komponenten wie Kommunikationsfähigkeit, Wahrnehmung und Disziplin geschult.

Ein Halbtagesausflug zum amerikanischen Stützpunkt von Point Alpha und zum Haus an der Grenze im osthessischen Geisa vermittelte den im Jahr 2007 geborenen Jugendlichen ein Stück greifbarer Deutsch-Deutscher Geschichte. Sie zeigten sich durchaus interessiert am heißesten Punkt des kalten Krieges zwischen den Staaten des Warschauer Paktes und der NATO am Fulda-Gap. Im Falle einer kriegerischen Auseinandersetzung wurde hier ein möglicher Angriff erwartet. Auch die perfiden Grenzanlagen mit ihrer Technik und die menschlichen Schicksale bei Fluchtversuchen hinterließen bei den Besuchern einen nachhaltigen Eindruck.

Beim Delegationsabend für die erwachsenen Teilnehmer aller Nationen wurden nette Gespräche geführt, und immer wieder wurde betont, wie großartig die Veranstaltung organisiert, vorbereitet und umgesetzt worden ist. Verbandsjugendwart Carsten Well machte deutlich, dass der Hessische Fußball-Verband neben der Kooperation mit der Novelle Aquitaine auch an weiteren Partnerschaften stark interessiert ist. Ob und in welcher Form dies zu realisieren ist, wird sich in naher Zukunft zeigen.

Nach einer abwechslungs- und erlebnisreichen Woche kehrte dann am Freitag, 21. Juni 2024 wieder Ruhe in die Sportschule Grünberg ein, als sich die Nationen mit der Gewissheit auf die Heimreise machten, dass Hessen ein überragender Gastgeber war.