FC Gudesding Frankfurt für Präventionsprojekt gegen Missbrauch ausgezeichnet

05. November 2019 · Top-News · von: lsbh

ODDSET Zukunftspreis des hessischen Sports 2019

Foto: lsbh

Trainer und Vereinsmitglieder, insbesondere Kinder und Jugendliche, sollen sich in Sportvereinen gleichermaßen sicher fühlen. Mit dem Projekt „Das weiße X – Kein Raum für Missbrauch“ spricht der FC Gudesding Frankfurt ein Thema an, welches bei den meisten Vereinen unausgesprochen bleibt: Missbrauchsfälle und Übergriffe. Seit 2017 setzt sich der Verein aktiv für Aufklärung und Prävention ein. Beim diesjährigen Wettbewerb „ODDSET Zukunftspreis des hessischen Sports“ erzielte das Projekt nun einen Anerkennungspreis und ein Preisgeld in Höhe von 2000 Euro. Der bereits zum 15. Mal in Folge gemeinsam von Landessportbund Hessen und LOTTO Hessen ausgeschriebene Preis für wegweisende Vereinsarbeit im Sport ist mit insgesamt 50.000 Euro dotiert.

Im Jahr 2017 wurde der FC Gudesding Frankfurt durch sein Mitglied Adrian Körfer auf das Thema „Schutz vor sexualisierter Gewalt in Vereinen“ aufmerksam. Adrian Körfer ist Mitglied im Betroffenenrat, dem Fachgremium des “Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs“ (UBSKM) der Bundesregierung. Als erster deutscher Fußballverein entschied sich der FC Gudesding Frankfurt, die bundesweite Initiative „Kein Raum für Missbrauch“ des UBSKM zu unterstützen. Seitdem tragen alle Vereinsmitglieder Trikots, die mit einem weißen X bedruckt sind, um ein einheitliches Zeichen gegen sexuelle Gewalt zu setzen. Jeder Spieler weiß, wofür das Symbol auf seinem Trikot steht und vertritt das Thema proaktiv. Ihr Ziel ist es, die Botschaft auf der Ebene des Sports zu verbreiten und in Zukunft möglicherweise auch Bundesligavereine von ihrer Idee zu überzeugen. Außerdem steht ein Mitglied des Betroffenenrats Spielern, Eltern sowie Trainern jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung. „Zahlen belegen ganz deutlich, dass es überall dort, wo es – wie in Sportvereinen – Hierarchieverhältnisse oder ein Machtgefälle zum Beispiel zwischen Kindern und Jugendlichen beziehungsweise Erwachsenen gibt, eher zu Übergriffen kommen kann“, erklärt Körfer, der das Projekt betreut.

Daher setzte der Verein 2017 beim Aufbau der Jugendmannschaften direkt auf Prävention und Aufklärung, um vorzubeugen. Doch neben so viel Engagement sind auch finanzielle Mittel nötig, um diese Form der Prävention zu ermöglichen. Mit Hilfe des Preisgeldes über 2000 Euro möchte der Verein die Kampagne weiter stärken, mittels eigener Aktionen gezielter auf größere Vereine zugehen, um mehr Menschen zu erreichen. „Wir wollen die Tabuisierung von Missbrauch im Sport endgültig aufbrechen“, so Körfer, der hofft, weitere Vereine für das „Weiße X“ auf dem Trikot gewinnen zu können. „Nur Aufmerksamkeit für die Problematik schafft Transparenz und somit eine echte Prävention.“

„Der Sport kann so viel bewirken. Wenn Vereine diese Kraft gezielt nutzen, um wichtige gesellschaftliche Fragen zu lösen, ist dies für uns alle ein Gewinn“, gratuliert Dr. Heinz-Georg Sundermann, Mitglied der Jury des ODDSET Zukunftspreises und Geschäftsführer der LOTTO Hessen GmbH.

Lsbh-Präsident Dr. Rolf Müller ergänzt: „Mit seinem Projekt beweist der FC Gudesding, wie innovativ unsere hessischen Sportvereine sind. Dazu tragen in besonderer Weise die vielen Ehrenamtlichen bei, die sich für andere einsetzen. Sie schaffen es, aus Individuen eine Gemeinschaft und die Gesellschaft dadurch reicher zu machen.“

Der ODDSET Zukunftspreis des hessischen Sports wird seit 2005 jährlich gemeinsam von LOTTO Hessen und dem Landessportbund Hessen e.V. ausgeschrieben. Prämiert werden richtungsweisende Projekte und Maßnahmen im Vereinssport, beispielsweise aus den Bereichen Prävention, Inklusion, Integration, Ehrenamt oder Mitgliederentwicklung. Mit einem von LOTTO Hessen gestifteten Preisgeld in Höhe von 50.000 Euro zählt er zu den höchstdotierten Sportpreisen Deutschlands. Die Auswahl der Preisträger nimmt eine Jury unter Vorsitz des Bundesministers a. D. Prof. Dr. Heinz Riesenhuber vor. 2019 gingen 73 Bewerbungen ein.