Gewalt im Sport – Beschluss „Frankfurter Erklärung“

10. Februar 2020 · Top-News · von: lsb h

In jüngster Vergangenheit kam es wieder verstärkt zu Gewalttätigkeiten gegenüber Schiedsrichtern im hessischen Fußball. Insbesondere der schwere Fall beim Spiel des FSV Münster am 27. Oktober 2019, als ein Spieler den ehrenamtlich tätigen Unparteiischen mit einem Fausthieb ins Gesicht bewusstlos schlug, stach hervor.

Foto: HFV

Dabei handelt es sich keineswegs um Einzelfälle, wie der im Juli 2019 vom Deutschen Fußball-Bund veröffentlichte Lagebericht des Amateurfußballs zeigt. So weisen die Auswertungen der Spielberichtsbögen der Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter in der Saison 2018/19 bundesweit 2.906 Angriffe auf Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter aus. Dies ist eine leichte Steigerung gegenüber der Vorsaison. Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter, Obfrauen und Obmänner in den Fußball-Kreisen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Regionalverbände berichten zudem von einer gestiegenen Intensität der Attacken gegenüber Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern. Gleichzeitig sinkt die Bereitschaft Unparteiischer, sich ehrenamtlich als Schiedsrichterin und Schiedsrichter im Amateurfußball zu engagieren.

Der Hessische Fußball-Verband und der Landessportbund Hessen haben sich deutlich für ein faires Miteinander und gegen Gewalt, Rassismus, Antisemitismus, Beleidigungen, Bedrohungen, und jede Form von Diskriminierung ausgesprochen. Auch die 16. DOSB-Mitgliederversammlung vom 7. Dezember 2019 hat den Schutz der Integrität des Sports in den Mittelpunkt ihrer Beratungen gestellt. Getragen von dem Gedanken, dass die Integrität des Sports ein hohes Gut darstellt, sieht es die Landessportkonferenz als ihre Aufgabe an, sich für Respekt und Fairness sowie gegen Gewalt und Diskriminierung auf den Fußball-Plätzen einzusetzen.
 
Vor diesem Hintergrund beschließt die Landessportkonferenz folgende Erklärung:
 
„Frankfurter Erklärung der Landessportkonferenz“
 
Die Landessportkonferenz
1) … verurteilt jegliche Form von Gewalt im und um den Sport. Gewalt, Beleidigung und Diskriminierung widersprechen dem Selbstverständnis des Sports und haben in der Gesellschaft und insbesondere im Sport keine Berechtigung. Gewalt und Beleidigungen gegen Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern im Fußball und in anderen Sportarten sind nicht hinnehmbar und werden auf das Schärfste verurteilt.
 
2) … fordert ein Klima des gegenseitigen Respekts im Fußball und einen friedvollen Umgang miteinander. Hierzu werden die in der Landessportkonferenz vertretenen Organisationen sich auf ihren Ebenen in unterschiedlicher Form einsetzten und Maßnahmen unterstützen.  
 
3) … betont die Vorbildfunktion der verschiedenen Akteure im Sport und insbesondere im Fußball. Sie fordert Funktionäre, Trainerinnen- und Trainer, Übungsleiterinnen und Übungsleiter,
Eltern sowie Spielerinnen und Spieler auf, sich dieser großen gesamtgesellschaftlichen Verantwortung bewusst zu werden und sie entsprechend wahrzunehmen. Insbesondere der Profi-Fußball muss sich dieser Verantwortung stellen.  
 
4) … regt eine Anpassung des Regelwerks im Fußball nach dem Vorbild anderer Spielsportarten, an, um auf einen respektvolleren Umgang aller Beteiligten untereinander hinzuarbeiten. Dies beinhaltet auch eine Überprüfung und Verstärkung des Strafmaßes bis hin zu einem sofortigen und langfristigen Ausschluss von Gewalttätern vom Spielbetrieb.  
 
5) … lobt bestehende Konfliktmanagementangebote, wie das Programm „Fair Play Hessen“ der Sozialstiftung des Hessischen Fußballs sowie die Kampagne „Hessen lebt Respekt.“ der Hessischen Landesregierung. Die Angebote umfassen die Prävention, Intervention und Nachbereitung von Gewalt- und Diskriminierungsvorfällen. Die Landessportkonferenz fordert die hessischen Fußballvereine auf, diese Präventionsangebote mit bundesweiten Vorbildcharakter verstärkt zu nutzen. Eine Verstetigung und Ausweitung von „Fair Play Hessen“ ist zu prüfen.
 
6) … wendet sich auch an Zuschauerinnen und Zuschauer, Fans und Fanprojekte. In allen Sportstätten, in Stadien und Hallen haben die Akteurinnen und Akteure, zu denen auch Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter gehören, Respekt verdient. Entsprechend sollen sich Zuschauerinnen und Zuschauer verhalten. Gewalttätiges Verhalten – auch verbal – Beleidigungen, und Diskriminierungen jeglicher Form haben auch an Spielfeldrändern und auf Tribünen nichts verloren.
 
7) … dankt den zumeist ehrenamtlichen Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern sowie Kampfrichterinnen und Kampfrichter im Sport für ihre Arbeit und würdigt ihre herausragende Leistung. Sie wird auf all ihren Ebenen den Schutz der Ehrenamtlichen und aller am Sportbetrieb Beteiligter sowie die Rahmenbedingungen und Unterstützung für das Ehrenamt weiter ausbauen.