HFV-Präsident Stefan Reuß: „Verbandsangebote wahrnehmen“

30. Dezember 2019 · Top-News · von: mag

HFV-Präsident Stefan Reuß nimmt Stellung zu den Gewaltvorfällen gegen Schiedsrichter, über die aus der ganzen Republik berichtet wird und die auch vor Hessen nicht Halt machen.

Foto: Gast

Hallo Herr Reuß, man hat den Eindruck, dass Gewaltvorfälle gegen Schiedsrichter in letzter Zeit massiv zunehmen, stimmt das?
Das stimmt teilweise, denn die reine Zahl der Fälle hat nicht zugenommen. Wir haben aber auch den Eindruck, dass die Ausprägung zugenommen hat und die Fälle drastischer werden. Durch die moderne Medienwelt werden diese Meldungen auch viel zahlreicher publiziert. Das soll das Problem aber keinesfalls verharmlosen, denn jeder Fall von Gewalt auf dem Sportplatz oder in dessen Umfeld ist einer zu viel.

Bei besonders drastischen Fällen kommen Rufe nach lebenslangen Sperren auf. Der Täter vom FSV Münster wurde nun vom HFV für drei Jahre gesperrt.
Das ist die zurzeit laut unserer Strafordnung höchstmögliche Sperre. Wir werden jeden einzelnen Fall von Gewalt auf dem Sportplatz sportgerichtlich genau untersuchen und dementsprechende Strafen aussprechen. Wir planen außerdem, das Strafmaß für die Zukunft zu erhöhen. Ein Blick in das Strafgesetzbuch reicht aus, um zu ersehen, dass eine lebenslange Sperre rechtlich nicht umsetzbar ist.

Was tut der HFV, um diese Gewaltvorfälle von unseren Sportplätzen fernzuhalten?
Wir bieten schon eine ganze Reihe präventiver Maßnahmen für Spieler, Trainer und Vereine über unser Netzwerk Fair Play Hessen an, aber diese Angebote müssen auch wahrgenommen, genutzt und verinnerlicht werden, um eine Wirkung zu erzielen. Daher appellieren wir an unsere Mitglieder, diese Offerten auch anzunehmen.

Ist das ausreichend, um weitere Fälle zu verhindern?
Gänzlich verhindern kann man diese Fälle leider nie, aber wir hoffen, dass wir durch weitere Maßnahmen einige Fälle verhindern können. Der HFV hat dafür neue Konzepte entwickelt: Wir möchten einen Trainer- und Betreuer-Pass für alle Ligen ins Leben rufen, so dass der Schiedsrichter stets einen deutlich erkennbaren Ansprechpartner an der Seitenlinie vorfindet, der zuvor eine Fairplay-Schulung absolviert hat. Wir möchten außerdem Sicherheitsbeauftragte in den Vereinen sowie neutrale Fair-Play-Beobachter ausbilden und installieren. Darüber hinaus wollen wir Schulungen für Spielführer und zur Social-Media-Kompetenz anbieten, die Lizenzausbildung überarbeiten und Fußballkonfliktmanager einsetzen.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Reuß!