HFV-Präsident Stefan Reuß zum Thema Kunstrasenplätze

01. August 2019 · Top-News · von: HFV

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe hessische Fußballvereine und Sportler,

die Diskussionen um ein mögliches Verbot des Einstreumaterials für Kunstrasenplätze nahm in den vergangenen Wochen stark an Fahrt auf. Wir als Hessischer Fußball-Verband forderten bereits im Juni einen Bestandsschutz bis zum Betriebsende für Kunstrasenplätze, die Kunststoffgranulat als Einstreumaterial verwenden. Mit einem gemeinsamen Positionspapier mit dem Landessportbund Hessen haben wir dies im Juli noch einmal untermauert.

HFV-Präsident Stefan Reuß. Foto: getty images

In der Folge forderte auch der Deutsche Fußball-Bund zusammen mit seinen Regional- und Landesverbänden mehr Klarheit und einen stärkeren Blick auf die Belange des Sports. Auch hier einigten wir uns auf das Credo: Sportanlagen sollten möglichst umweltfreundlich betrieben werden, dafür soll die Austragung von Kunststoffgranulat von Kunstrasenplätzen in die Umwelt minimiert werden. Das kann beispielsweise durch die Einfriedung mit Barrieren, speziellen Filtern an Abläufen, im Bereich der Oberflächenentwässerung oder ganz einfach auch durch Schmutzfangmatten am Ein- und Ausgang der Sportplätze geschehen. Zudem existieren auch Granulatvarianten ohne Kunststoff, z.B. Kork und Sand.

Gleichzeitig müssen der Sportbetrieb sowie die wirtschaftliche Situation der betroffenen Vereine bestmöglich berücksichtigt werden. So soll eine möglichst kostenneutrale Lösung für Vereine und Kommunen gewährleistet werden.

Das Thema ist wichtig für viele unserer Vereine und wir sollten weiterhin für unsere Möglichkeiten, unseren Fußballsport zu betreiben und unsere unter großen Anstrengungen und Belastungen erschaffenen Kunstrasenplätze kämpfen. Es ist eine große Verunsicherung unter den Vereinen in Hessen und ganz Deutschland entstanden. Aber in Panik müssen wir aufgrund der Meldungen der letzten Wochen nicht verfallen.

Denn es geht keineswegs um ein generelles Verbot von Kunstrasenspielfeldern. Es soll jedoch geprüft werden, inwieweit das verwendete Befüllmaterial mit Bestandteilen aus Mikroplastik nur noch eingeschränkt genutzt werden kann oder nicht mehr erlaubt sein wird. Ob die ECHA der EU-Kommission tatsächlich ein Verbot von Plastik-Einstreumaterial für Kunstrasensportplätze vorschlagen wird, steht noch nicht definitiv fest. Mit einer Entscheidung darüber ist nicht vor Anfang 2020 zu rechnen.

Wir Landesverbände und der DFB gehen davon aus, dass sich die Belastungswerte für die Umwelt durch die bestehenden Kunstrasenplätze deutlich geringer darstellen als bisher zum Teil spekuliert. Dafür fordern wir valide Zahlen, die bisher in Bezug auf Kunstrasenplätze in Deutschland nicht vorliegen.

Ursprung der Diskussionen war eine Initiative der Europäischen Chemikalienagentur ECHA. Nach der Einstufung des Kunststoffgranulats, das teilweise auf hessischen Kunstrasenplätzen verwendet wird, als Mikroplastik und der Veröffentlichung des Themas in zahlreichen Medien, stellte die ECHA nunmehr deseskalierend klar, „dass existierende Plätze nicht sofort vom Verbotsvorschlag betroffen wären. Der Spielbetrieb auf den betroffenen Plätzen könnte fortbestehen. Allerdings wäre deren Unterhalt vom Verbotsvorschlag betroffen, wenn die Bestände von bisherigem Füllmaterial aufgebraucht wären.

Basierend auf den von Ihnen angeführten Argumenten wird von den wissenschaftlichen Ausschüssen der ECHA eine geeignete Übergangsfrist für den Unterhalt geprüft werden. Die öffentliche Anhörung läuft noch bis zum 20. September 2019 und bis dahin können Sie jederzeit zusätzliche Argumente in die Diskussion einbringen.“

Auch die Europäische Kommission reagierte auf die öffentliche Diskussion und betonte, dass sie sich der wichtigen Rolle der Sportplätze bei der Förderung von körperlicher Bewegung, Gesundheit und sozialer Integration in der gesamten EU bewusst sei. Die EU betont weiter: „Bei der Ausarbeitung ihres Vorschlags wird die Kommission sicherstellen, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen sowohl wirksam sind, um die Freisetzung von Mikroplastik zu verringern, als auch verhältnismäßig mit Blick auf die gesellschaftlichen Auswirkungen.“

Diese Ausführungen können als erstes kleines Zeichen angesehen werden, dass wir mit unseren vielfältigen Aktivitäten mehr Sensibilität bei Entscheidungsträgern erreicht haben.

Da wir als Hessischer Fußball-Verband wissen, dass Sie auf diese Spielfelder angewiesen sind und wie hart Sie teilweise dafür kämpfen mussten können wir versprechen, dass wir uns weiterhin für Sie einsetzen und sind optimistisch, dass wir zu einer zufriedenstellenden Lösung für alle kommen.

Mit sportlichen Grüßen
Ihr Stefan Reuß

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