Interview mit Sabrina Wandrei: „Ich finde die Regelung überragend“

14. August 2023 · Top-News · von: mag

Torhüterin Sabrina Wandrei ist die erste Frau in Hessen, die im Rahmen der neuen Regelung des § 109a der HFV-Spielordnung als Frau in einer Männermannschaft spielen durfte. Im Freundschaftsspiel des Verbandsligisten SC Willingen gegen den SV Brilon (Endstand 1:1) stand Wandrei für eine Halbzeit lang im Tor.

Foto: Bauschmann

Hallo Frau Wandrei, bitte stellen Sie sich kurz vor!
Hallo, ich bin 27 Jahre alt, lebe mit meinen zwei Kindern im Alter von vier und fünf Jahren und meinem Partner in Kassel. Ich arbeite halbtags als Elektrikerin und Lichtplanerin. Meine Freizeit ist mit viel Fußball ausgefüllt: Ich bin Trainerin der Juniorinnen U14-Regionalauswahl Kassel, Torwart-Trainerin bei den U10-U12 Junioren vom KSV Hessen Kassel und der Verbandsliga Mannschaft des SC Willingen, bei dem ich dazu noch Ersatztorhüterin bin.

Sie haben U17-Nationalmannschaft gespielt, hatten aber mit Verletzungspech zu kämpfen. Denken Sie im Rahmen der aktuellen WM in Australien und Neuseeland: Da hätte ich auch dabei sein können!?

Ja, ich denke noch oft daran und wäre selbstverständlich noch gerne dabei. Ich bin ja auch für eine Torhüterin noch jung und habe den Ehrgeiz, dafür zu trainieren, dass es vielleicht mit einer höheren Spielklasse wie der 2. Bundesliga noch klappt. Das ist das Ziel, das mich sportlich immer wieder zum Weitermachen antreibt.

Sie haben als erste Frau in Hessen in einer Männermannschaft für Schlagzeilen gesorgt, Wie kam es dazu?
Ich bin mit Jungs im Fußball groß geworden und war es immer gewohnt, mit ihnen zu spielen und zu trainieren. Ich bin ein robuster Typ, mag die Herausforderung und stecke dafür auch gerne ein.
Der Wechsel nach der Jugend zu den Frauen war eine Katastrophe für mich und der Spaß am Fußball hat sehr darunter gelitten. Ich wollte mich immer wieder mit den Männern im Fußball messen, leider war bis jetzt nie mehr als Training möglich.
Ich habe schon auf den entsprechenden Beschluss des Hessischen Fußball-Verbandes hingefiebert, der Antrag war quasi schon ausgefüllt.

Wie lief das Spiel für Sie?
Nachdem ich eine langen Diagonalball kopfüber herausgefaustet habe und dabei einen Fuß im Gesicht hatte, war ich im Spiel angekommen.
Für mich hat es super gepasst, auch das Zusammenspiel mit meinen Mitspielern funktionierte reibungslos. Ich habe viel Zuspruch erhalten, auch im Nachgang der Partie.

War das für Sie etwas Besonderes?
Es war schon etwas Besonderes, dass ich nach langer Zeit wieder mit Männern und auf dem Niveau spielen durfte, einfach ein gutes Gefühl das mich immer noch begleitet. Beim Spiel selbst war ich auch unaufgeregt und total entspannt. Das Ganze ergab sich auch recht spontan mit dem Spiel. Am Freitag davor waren wir noch mit dem Hessischen Fußball-Verband in Kontakt, ob es auch wirklich klappt.

Werden wir weitere Spiele von Ihnen für den SC Willingen sehen?
Ja klar, wenn es sich ergibt, würde ich das gerne wiederholen. Wenn unser Stammtorhüter nicht spielt, bin ich jederzeit bereit die Mannschaft im Tor zu unterstützen.

Ist das auch ein Zeichen an die männlichen Fußballer, dass Frauen genauso wahrgenommen werden sollen?
Es ist schon ein extremer Unterschied, die Männer sind zum großen Teil 2-3 Köpfe größer als die weiblichen Fußballerinnen. Als Spielerin ist man viel mehr gefordert, das Tempo ist höher, der Ball muss direkt weitergespielt werden sonst ist er weg. Die Männer sind den Frauen in punkto Körperbau und Athletik weitaus überlegen. Daher kann ich mir nicht vorstellen, dass es zur Regel wird, dass beispielsweise 3-4 Frauen in Männermannschaften spielen.

Was halten Sie allgemein von dieser neuen Regelung?

Ich finde die Regelung für mich persönlich überragend. Endlich darf ich mich wieder fußballerisch mit Männern messen und spielen. Aber gerade auch im Übergang vom Juniorenbereich (A-Jugend) zum Seniorenbereich (Herren/ Frauen) ist jetzt endlich die Möglichkeit geschaffen worden, dass Mädchen mit ihrer Mannschaft zusammen bleiben und spielen können, wenn das gewünscht ist. Ich hoffe, dass die Spielberechtigung nach der zweijährigen Pilotphase weitergeführt wird und mache mir jetzt schon intensiv Gedanken darüber, ob das klappt.


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