Interview zum Thema Footmesa: „Es zieht einen direkt in den Bann“

13. April 2023 · Top-News · von: Interview: Martin Köppen, Fotos: Philipp Halbow

Philipp Halbow ist Abteilungsleiter Footvolley/Footmesa bei Germania Enkheim. Im HESSEN-FUSSBALL-Interview erklärt er, was sich hinter diesen Bezeichnungen verbirgt und wie man das in Hessen spielen kann. Und schnell fühlen wir weichen Sand unter unseren Füßen.

Hallo Herr Halbow, wie ist die Abteilung Footvolley/Footmesa in Enkheim entstanden?
Wir haben Footmesa und Footvolley bei einem gemeinsamen Brasilienurlaub von acht Spielern der 1. Mannschaft von Germania Enkheim an den Stränden von Rio kennengelernt und waren direkt heiß darauf, die beiden Spiele weiterhin in Deutschland zu spielen. Dazu kam, dass die meisten von uns schon die 30 überschritten hatten und die aktive Fußballerkarriere sich langsam dem Ende neigte. Also haben wir mit großer Unterstützung des Vorstandes die Abteilung Footvolley & Footmesa aufgebaut, um dieses hervorragende Techniktraining allen interessierten Mannschaften im Verein zu ermöglichen, aber auch, um älteren Spielern eine alternative Sportmöglichkeit zu geben.

Was ist der Reiz am Footmesa spielen?

Man kann mit wenig Platz überall ein aufregendes Ballspiel spielen. Bei jeder Einheit lernt man etwas hinzu, es zieht einen direkt in den Bann. Es gibt keine Sportart, die Spaß, Spannung, Technik und Kreativität im Fußballrahmen so eng verbindet.

Wie viele Mitglieder gibt es aktuell?
Im Training sind wir in der Regel zwischen acht und 18 Spieler, insgesamt sind wir rund 30-35 interessierte Mitglieder. Bei den Turnieren, die im letzten Jahr im Rhein-Main-Gebiet stattfanden, kamen insgesamt an die 100 Spielerinnen und Spieler zusammen.

Was sind die wichtigsten Regeln?
Footmesa ist eine Sportart, die verschiedene Elemente aus Fußball, Volleyball, Tischtennis und Roundnet kombiniert. Meistens wird im 2 gegen 2 gespielt, es funktioniert aber auch super im 1 gegen 1 oder mit beliebig vielen Spielern als „Rundlauf“.
Jedes Team hat drei Ballkontakte, um den Ball wieder auf den Tisch (mesa = portugiesisch für Tisch) zu bringen. Außer den Armen und Händen darf man jedes Körperteil benutzen. Nach der Angabe, die mit dem Kopf aus zwei Metern Entfernung erfolgt, gibt es keine vorgegebene Spielrichtung und man kann den Ball von jeder Seite aus auf den Tisch bringen, was das Spiel sehr dynamisch macht. Am besten ist es, sich einfach mal Videos von uns auf Instagram, Youtube oder Tiktok anzuschauen, da kann man das Footmesa Feeling direkt erleben.

Wie sieht ein Training beim Footmesa aus?
In der Regel bauen wir jeweils ein Footvolleynetz, ein Fußballtennisnetz und mehrere Footmesa-Tische auf. Jeder macht sich individuell warm, hier und da wird der Ball schon hochgehalten. Es werden dann auch immer eins, zwei spezifische Übungen gemacht und dann wird hauptsächlich gespielt, manchmal machen wir auch kleine interne Turniere.

Wo oder wie kann ich anfangen, selbst Footmesa zu spielen?
Es gibt die Möglichkeit, Footmesa-Kurse an den Sportunis Frankfurt, Darmstadt, Mainz, Köln und Oldenburg zu belegen. Darüberhinaus gibt es verschiedene private Szenen im Rhein-Main-Gebiet (Frankfurt, Mainz, Darmstadt & Frankenthal), Norddeutschland (Bremen/Oldenburg & Kiel), Magdeburg und in Bayern (Füssen). Zudem waren wir in den vergangenen Monaten bei mehreren Fußballvereinen (von der B-Klasse bis zur Regionalliga bzw. Junioren-Bundesliga) und haben dort Footmesatrainings angeboten. Die Resonanz ist überwältigend, einige Vereine haben sich daraufhin auch Footmesa-Tische angeschafft. Über www.footmesa.de kann man sich auch einen Tisch und Ball kaufen und mit drei Freunden einfach eine Runde zocken. Vor allem für den Winter gibt es erste Fitnessstudios, die Footmesa im Sqashcourt anbieten, wie beispielsweise das Bodylife in Frankfurt.

Mit welchen Tischen wird gespielt?
Es gibt noch keine einheitlich genormten Tische für Footmesa. Bei allen Turnieren wird auf einem Tisch mit den Maßen 80 x 80 Zentimeter gespielt, der ebenfalls 80 Zentimeter hoch ist. Diese werden so konstruiert, dass sie sich leicht auf und abbauen lassen und platzsparend im Ballraum stehen können.

Gibt es weitere Ausrüstungsgegenstände wie besondere Schuhe oder Bälle?
Es gibt einen speziellen Footmesa-Ball, der etwas leichter ist als ein typischer Fußball, damit das ständige Köpfen keine bleibenden Schäden hinterlässt. Im Winter spielen wir mit Fußballschuhen, im Sommer gerne barfuß.

2022 haben Sie sich zum Europameister gekürt- was bedeutet das für Sie und was sind die Ziele für die nächsten Jahre?
Genau, letztes Jahr fand in Graz die erste Footmesa-Europameisterschaft statt, an der acht Nationen mitgemacht haben. Für jede Nation sind vier Spieler, also zwei Mannschaften an den Start gegangen und wir haben in einem Davis-Cup ähnlichen Modus gespielt. Das Finale wurde zwischen den Halbfinals der Footvolley WM in einem vollen Stadion in der Grazer Innenstadt ausgetragen und wir haben Italien besiegt. Dieses Jahr geht eine kleine europäische Turnierserie an den Start mit Turnieren in Italien, Spanien, Deutschland und Israel und ich hoffe bei allen Turnieren möglichst weit zu kommen.

Wie machen Sie einem Fußballer Footmesa schmackhaft?
Es ist ein ideales Technik- und Regenerationstraining. Es werden unglaublich viel fussballspezifische Eigenschaften trainiert wie Ballgefühl, Reaktionsfähigkeit, Antizipationsfähigkeit, Handlungsschnelligkeit, Antritt und Kopfballspiel. Und es macht trotzdem einfach nur Spaß. In Brasilien spielen neben ehemaligen Fußballprofis wie Ze Roberto auch aktuelle Nationalspieler Footmesa als Ergänzung zu Ihrem Training. Bei meinem letzten Aufenthalt habe ich mit einem aktuellen U23-Nationalspieler und Profi des FC Sao Paulo jeden Tag noch drei bis vier Stunden Footmesa gespielt.

Wie wird sich die Sportart in den nächsten zehn Jahren entwickeln?
Wir hoffen, dass sich der Boom der Sportart in Brasilien, wo die Turniere schon im Fernsehen übertragen werden, auch in Europa verbreitet. Jeder Fußballverein sollte dann 4-5 Tische im Ballraum haben, um im Handumdrehen eine super Regenerationseinheit machen oder spezifisches Techniktraining anbieten zu können. Jeder ehemalige Fußballspieler sollte einen Tisch im Garten oder Keller haben, um mit seinen Kumpels spielen zu können. Ich merke es selbst: Es ist mittlerweile wesentlich einfacher geworden, drei Freunde fürs Footmesa-Spielen zu finden, als 15 Mitspieler am Wochenende, um ein Fußballspiel zu organisieren.




weitere Bilder