Linus Hebling: Bester Stürmer in der 6. Liga

27. Dezember 2021 · Top-News · von: Fussball.de/MSPW

Die „Torjägerkanone für alle“ übt im Amateurfußball einen riesigen Reiz aus. Das gilt auch für den erst 19 Jahre alten Linus Hebling, der mit dem SV Unter-Flockenbach in der Verbandsliga Hessen Süd die Tabelle anführt und in der bundesweiten Torschützenstatistik in der 6. Liga ebenfalls Platz eins belegt. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht der Angreifer über seine Torquote, die fünfte Bierkiste fürs Team und sein Vorbild CR7.

Foto: privat

Mit 26 Saisontreffern nach 18 Einsätzen führen Sie in der 6. Liga die bundesweite Wertung für die „Torjägerkanone für alle“ an. Wie oft werden Sie darauf angesprochen, Herr Hebling?
Linus Hebling: Sehr oft auf jeden Fall. (lacht) Viele sind überrascht, dass ich in dieser Saison schon so oft getroffen habe und aktuell sogar in ganz Deutschland in Führung liege. Die Rückmeldungen sind allesamt sehr positiv.

Haben Sie sich die Tabelle schon einmal eingerahmt?
Hebling:
Noch nicht, auch wenn ich zugeben muss, ab und zu schon mal ein Auge darauf geworfen zu haben. Es ist aber noch sehr früh in der Saison.

Hatten Sie mitbekommen, dass Ihr Konkurrent Janik Michel vom FC Holzhausen aus der Verbandsliga Württemberg am vergangenen Samstag mit einem Viererpack beim 5:1 gegen den SSV Ehingen-Süd vorgelegt und Ihnen die Führung abgenommen hatte?
Hebling:
Nein, zum Glück gar nicht. Sonst hätte ich mich womöglich zu sehr unter Druck gesetzt. So bin ich ganz entspannt in unser Spiel gegangen.

Prompt steuerten Sie ebenfalls vier Treffer zum 12:3-Kantersieg gegen den SV der Bosnier in Frankfurt bei und eroberten Platz eins zurück.
Hebling:
Wir sind sehr gut ins Spiel gekommen und früh in Führung gegangen. Nach einer zwischenzeitlichen Schwächephase sind wir dann auch ausgezeichnet in die zweite Halbzeit gestartet und konnten das Ergebnis in die Höhe schrauben. Drei Gegentreffer waren sicherlich ein wenig viel. Aber bei einem zweistelligen Ergebnis gibt es auch keinen Grund, unzufrieden zu sein. Das gilt auch für mich persönlich, obwohl ich unter anderem noch einmal die Latte getroffen hatte. Bei vier Toren gibt es aber nichts zu meckern.

Mussten Sie für Ihre Teamkollegen eine Runde springen lassen?
Hebling:
Bei drei oder vier Treffern in einem Spiel wird immer ein Kasten Bier für die Mannschaft fällig. Es war für mich jetzt schon die fünfte Kiste in dieser Saison. (lacht)

Wie gefällt Ihnen die „Torjägerkanone für alle“?
Hebling:
Das ist super. Jeder, der die Möglichkeit bekommt, da mitzumischen, freut sich darauf und wird noch zusätzlich angestachelt. Ich hoffe, dass die Torjägerkanone künftig auch im Amateurfußball in jedem Jahr vergeben wird.

Wie groß ist Ihr Ehrgeiz, sich diese besondere Trophäe in die Vitrine stellen zu können?
Hebling:
Sehr, sehr groß. Eine solche Auszeichnung zu bekommen, würde man mit Sicherheit ein Leben lang in Erinnerung behalten. Da fühlt man sich bestimmt wie ein kleiner Robert Lewandowski.

Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein?
Hebling:
Schwer zu sagen. Besser als jetzt während der Hinserie kann es für mich eigentlich gar nicht laufen. Dennoch werde ich es natürlich versuchen. Bei der großen Konkurrenz dürfte klar sein, dass ich meine aktuelle Torquote wohl mindestens halten muss, um weiter vorne zu bleiben. Dazu hoffe ich, von Verletzungen verschont zu bleiben.

Es ist erst Ihre zweite Saison im Seniorenfußball. Im Schnitt erzielen Sie fast 1,5 Tore pro Spiel. Mal ehrlich: Hatten Sie mit einer solchen Ausbeute gerechnet?
Hebling:
Auf keinen Fall. Nachdem ich bei der U 23 des FC-Astoria Walldorf in der Oberliga nur zu wenig Spielzeit gekommen war, hatte ich schon gehofft, beim SV Unter-Flockenbach eine gute Rolle spielen und dem Team auch mit Toren helfen zu können. Dass es aber so gut läuft, davon konnte niemand ausgehen.

Wo sehen Sie Ihre besonderen Stärken?
Hebling
: Sicherlich in meiner Schnelligkeit und im Torabschluss. Auch als kopfballstark würde ich mich bezeichnen. Von daher liegt mir die Position des Mittelstürmers sehr gut.

An welchen Schwächen müssen Sie noch arbeiten?
Hebling:
Es gibt immer etwas zu verbessern. Daran arbeite ich auch. Unter anderem könnte ich vor dem gegnerischen Tor noch ein wenig abgezockter werden. Das würde mir auch im Rennen um die Torjägerkanone helfen. (lacht)

Wer ist Ihr Vorbild?
Hebling:
Da muss ich in erster Linie Cristiano Ronaldo nennen. Mir gefällt vor allem seine Mentalität, immer an sich zu glauben. Wie er sich während seiner Karriere alles hart erarbeitet hat, ist beeindruckend.

Sie waren von der U 16 bis zur U 23 insgesamt fünf Jahre im Nachwuchsbereich des FC-Astoria Walldorf aktiv. Die Frage sei erlaubt: Warum spielen Sie jetzt in der Verbands- und nicht zumindest in der Regionalliga?
Hebling:
Gute Frage. Grundsätzlich hatte ich in Walldorf eine sehr schöne und durchaus auch erfolgreiche Zeit. Mit der U 19 sind wir - wenn auch mit ein wenig Glück durch den Saisonabbruch 2020 - als Meister der Oberliga in die Staffel Süd/Südwest der A-Junioren-Bundesliga aufgestiegen. In meinem ersten Jahr bei den A-Junioren hatten wir den Sprung noch knapp verpasst. Danach war ich für die U 23 in der Oberliga am Ball, kam aber nur selten zum Einsatz. Außerdem musste die Saison erneut abgebrochen werden. Deshalb habe ich mich im Sommer zum Wechsel zum SV Unter-Flockenbach entschieden. Das war definitiv der richtige Schritt. Obwohl mein Wohnort Weinheim in Baden-Württemberg und Unter-Flockenbach in Hessen liegt, bin ich in wenigen Minuten am Platz. Und auch sportlich läuft es bestens.

Sie werden demnächst erst 20 Jahre alt. Lebt der Traum von einer möglichen Profikarriere noch?
Hebling:
Jeder junge Fußballer träumt davon. Ich bin aber realistisch und kann ganz gut einschätzen, dass es für mich nach ganz oben wohl nicht reichen wird. Deshalb steht für mich jetzt die berufliche Perspektive im Mittelpunkt.

Wie lauten Ihre Zukunftspläne?
Hebling:
Ich studiere aktuell Luftverkehrsmanagement in Worms, bin jetzt im ersten Semester. Das gefällt mir sehr gut. Ich kann mir eine spätere Tätigkeit in diesem Bereich sehr gut vorstellen.

Mit dem SV Unter-Flockenbach führen Sie die Tabelle in der Süd-Staffel der Verbandsliga Hessen an. Der Aufstieg in die Hessenliga wäre der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte. Wie heiß sind Sie darauf?
Hebling:
Das wäre eine Riesensache und vor allem eine große Überraschung. Noch vor wenigen Jahren spielte der Verein einige Ligen tiefer und hat sich nach und nach weiterentwickelt. An die Hessenliga hat damals aber sicher niemand gedacht. Jetzt haben wir die Chance und wollen auch versuchen, sie zu nutzen. Mein Vater Gregor, der früher selbst als Libero für den SVU gespielt hatte, würde sich darüber ebenfalls sehr freuen.