Meister der LOTTO Hessenliga: Fulda-Lehnerz jubelt nach furiosem Finale

07. Juni 2022 · Top-News · von: Johannes Götze

So schön spannend und emotional kann doch nur der Fußball sein: Die SG Barockstadt Fulda-Lehnerz hat auf den allerletzten Metern noch Eintracht Stadtallendorf einholen und sich so zum Meister der LOTTO Hessenliga krönen können. Der Regionalliga-Aufstieg ist der größte Triumph des noch jungen Vereins.

Foto: torgranate.de

Wobei jung der falsche Begriff ist: Der TSV Lehnerz benannte sich 2018 in SG Barockstadt Fulda-Lehnerz um und nahm in diesem Rahmen das Gros des LOTTO-Hessenliga-Teams des SC Borussia Fulda auf, um so die Kräfte in Osthessen bündeln zu können. Die neue Partnerschaft wurde anschließend vielfach kritisch beäugt, die SGB musste einer Menge Widrigkeiten nicht nur in der heimischen Region trotzen.

Doch das gelang dem Verein mehr und mehr. Insbesondere in den beiden Corona-Saisons war die SG Barockstadt Fulda-Lehnerz schon nahe dran, den Aufstieg zu realisieren. Doch als Zweiter in der ersten Abbruchsaison wurde nur Corona-Meister Eintracht Stadtallendorf der Aufstieg gewährt. Und in der vergangenen Saison entschieden sich die Gesellschafter der Regionalliga Südwest GbR gegen Aufsteiger nach dem pandemiebedingten Abbruch. Zu diesem Zeitpunkt waren die Osthessen Tabellenführer.

Doch das Team steckte nicht auf und hatte in dieser Saison den längsten Atem. Nach neun Siegen zum Start der Qualifikationsrunde erwischte es die SGB ausgerechnet gegen Stadtallendorf zum ersten Male und der Lauf war für lange Zeit dahin. In die Aufstiegsrunde startete Fulda dann gar mit drei sieglosen Spielen und war zwischenzeitlich bis auf Platz sechs abgerutscht. Der Titel? Nur noch Wunschtraum, zu weit weg schien Konkurrent Stadtallendorf an der Spitze.

Doch dann half ein Schlüsselerlebnis: Beim 2:0-Sieg in Hadamar Anfang April kehrten erste Spieler des riesigen Lazaretts zurück in Sedat Görens Team und plötzlich spürte das Team: Wir können sogar noch richtig guten Fußball spielen. Vier weitere ganz souveräne Siege bei nur einem Gegentor folgten, um das vielleicht verrückteste Saisonfinale in der Geschichte der LOTTO Hessenliga einzuläuten.

Der TSV Eintracht Stadtallendorf benötigte aus den verbleibenden zwei Spielen nur noch einen Sieg, um den Titel dingfest zu machen. Barockstadt musste hingegen beide Male zwingend gewinnen und auf zwei Ausrutscher hoffen. Und Stadtallendorf war zweimal auf dem richtigen Weg: Führte am vorletzten Spieltag vor heimischem Publikum schon 2:0 gegen Eddersheim und kassierte erst in der Nachspielzeit den Nackenschlag zum 2:2-Ausgleich. Und in Dreieich am letzten Spieltag wurde es ähnlich dramatisch, als die Eintracht erneut eine Führung herschenkte und am Ende gar noch mit 1:2 verlor.

Die Barockstädter hielten sich hingegen schadlos: erst ein 4:1-Sieg gegen Hadamar, dann ein hart umkämpfter 3:2-Sieg in Eddersheim. Julian Pecks war es, der das entscheidende Tor schoss. Der Innenverteidiger mit dem Spitzennamen „weißer Brasilianer“ erzielte es mit der Hacke. Surreal war aber vor allem die Schlussphase des Spiels: Denn in Dreieich wurde noch acht Minuten länger gespielt, weswegen die Telefondrähte glühten, bis die freudige Nachricht übermittelt wurde. Der Jubel kannte keine Grenzen.

Kapitän Patrick Schaaf, der sich nach einer hartnäckigen Erkrankung pünktlich zum Saisonende zurückmeldete und dem wegen seiner Führungsqualitäten ein großer Anteil am Titel gebührt, war anschließend glücklich. „Wir haben in den vergangenen Jahren vielen Widerständen getrotzt. Wir waren nicht Everybodys Darling und haben auch oft die Fresse bekommen. Aber: wir standen intern immer zusammen, sind ein echtes Team und haben immer an den Erfolg geglaubt. Wenn eine Mannschaft den Aufstieg verdient hat, dann diese hier.“

Dem zu widersprechen fällt beim Blick auf die Statistik schwer: Die meisten Punkte in der Qualifikationsrunde, die meisten Punkte in der Aufstiegsrunde. Insgesamt holte Barockstadt unter Einberechnung aller Saisonspiele sechs Zähler mehr als Stadtallendorf. Und somit die Regionalliga zurück in die Domstadt: 20 Jahre nach dem Abstieg von Borussia Fulda spielt nun die SG Barockstadt Fulda-Lehnerz Regionalliga.