Schlappekicker-Preis 2022: Gewinnervereine treffen Sport-Prominenz

29. Dezember 2022 · Top-News · von: Jürgen Streicher (Frankfurter Rundschau) / red

„Hilfe wurde gebraucht, wir haben es einfach gemacht.“ Als die Folgen des Kriegs in der Ukraine in der Gemeinde zu spüren waren, als Flüchtlinge kamen, sind die Menschen in Altenmittlau ein bisschen zusammengerückt. Ein wenig, aber doch viel: Integration und Inklusion sollten nicht als Begriffe aus Sonntagsreden verstauben, sie sollten mit Leben gefüllt werden.

Weltmeisterin Nia Künzer, Ulrike Spitz (beide Schlappekicker-Vorstand), und Schlappekicker-Schirmherr „Charly“ Körbel mit den Vertretern des Preisträgers SV Altenmittlau. Fotos: Monika Müller

Die Fußballer des SV Altenmittlau „haben es einfach gemacht“ und damit genau diesen Anspruch erfüllt. Haben Spendenaktionen organisiert, vor allem Menschen eingeladen, die der Krieg schwer getroffen hat, haben Menschen vernetzt, um Hoffnung auf Zukunft zu beleben. „Das war für mich wichtiger, als die Eintracht nach Barcelona zu begleiten“, erzählt der glühende Fan Thomas Priebsch im Kaisersaal des Frankfurter Römer.

Mut, sich einzumischen
Das ist es auch, was „Tommy“ Priebsch und die anderen vom SV Altenmittlau so stolz macht auf den Verein mit knapp 350 Mitgliedern. Dass so viele sich nach ihren Möglichkeiten engagiert haben. Dass die Kinder aus zwei so unterschiedlichen Welten jetzt zusammen kicken. Und dass sich einiges zumindest zum Guten gewendet hat für diejenigen, die als Flüchtlinge gekommen sind. Der Verein aus dem Main-Kinzig-Kreis wurde für sein vorbildliches Engagement im Römer mit dem Schlappekicker-Preis 2022 der Frankfurter Rundschau ausgezeichnet.

Erstmals gab es in einem Jahr zwei Gewinner: Neben den Altenmittlauern noch Tuspo Nassau Beilstein. Beide Sieger erhielten deshalb 3000 Euro. Und sichtlich gerührt bedankte sich Priebsch für die „Wertschätzung und die Anerkennung, die für unseren kleinen Verein eine riesige Motivation und Benzin in den Motor des Ehrenamts ist.“

Und „den Mut, sich positiv in die Gesellschaft einzumischen“, wie es zuvor Ulrike Spitz vom Schlappekicker-Vorstand in einer kurzen Laudatio auf die beiden Preisträger nannte. Denn auch das Team um den „Projektleiter Natur und Sport“, Klaus Herrmann, von TuSpo Nassau Beilstein tut alles dafür, um dieses Einmischen mit seinen Projekten zum Thema „Natur und Sport“ gemeinsam mit Kindern und seit neuestem auch mit Menschen mit Behinderung in Einklang zu bringen. „Vorbildliches Engagement für die Gesellschaft“ attestierte die Schlappekicker-Jury dem Verein aus dem hohen Lahn-Dill-Kreis, dem fast die Hälfte der 1500 Einwohner der Gemeinde Beilstein angehören.

Ein Lob auf das Einmischen in gesellschaftliche Belange und wie wichtig dies für den großen Zusammenhalt der Gesellschaft auch in schweren Zeiten ist, klang durch alle Reden des Abends. „Ohne das Ehrenamt würde vieles nicht so funktionieren, wie es das tut“, sagte Frankfurts Sportdezernent Mike Josef bei der Begrüßung der vielen Ehrengäste vor allem aus dem Sport. Der Schlappekicker sei eine „Institution des Frankfurter Sports“, zitierte Josef die Fußball-Legende Rudi Völler, der erst kürzlich beim Abend der Schlappekicker-Freunde im Eintracht-Museum zu Gast war. Nun konnte im Kaisersaal nach zwei Jahren Corona-Pause, so Stadtrat Josef, der „ehrwürdige Preis endlich wieder im angemessenen Ambiente vergeben werden“.

Immer wieder ist die Preisvergabe im Römer auch ein Stelldichein heimischer Fußballgrößen und Sportler anderer Disziplinen. Es macht die besondere Atmosphäre aus, wenn die Sportler von der Basis ihren Preis und Glückwünsche von Eintracht-Ikone und Schlappekicker-Schirmherr „Charly“ Körbel sowie Weltmeisterin und Schlappekicker-Vorstandsmitglied Nia Künzer erhalten. Es ist eine Ehre für die kleinen Vereine, wenn Eintracht-Vorstandssprecher Axel Hellmann eine besondere Festrede wie eine Hymne auf das Ehrenamt und das „unglaubliche Engagement all dieser Menschen“ hält und voraussagt, dass der Sport der „Zusammenhalt Nr. 1 der Zukunft“ sein wird. Und diejenigen an der Basis genau wie die Aktion Schlappekicker um den umtriebigen Harald Stenger, den früheren DFB-Pressesprecher, jener „Mörtel“ sind, der alles verbindet.

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